Heike Ponitka, Gleichstellungsbeauftragte der Landeshauptstadt Magdeburg, begrüßte die Netzteilnehmerinnen im Hansesaal des Alten Rathauses sowie die live aus Sarajevo zugeschaltete stellvertretende Bürgermeisterin, die ehemalige Leiterin der Musikschule, eine Dichterin, eine Mitarbeiterin des Goethe-Institutes, die als Kind in Magdeburg lebte.
Autorin Cornelia Marks übersetzte die gemeinsamen Gespräche, so dass ein reger Austausch möglich war.
In der Runde diskutierten die Teilnehmerinnen über Erfahrungen aus Magdeburg und Frauenprojekten in Sarajevo. Gemeinsam bekräftigten alle Beteiligten, unter ihnen Monika Lück, Landesfrauensprecherin des SoVD Landesverbandes Mitteldeutschland, zukünftige weitere Kontakte und Unterstützung verschiedener Projekte. Heike Ponitka erinnerte z. B. daran, dass mit Hilfe von Spenden 2020 ein Krankenwagen an die Verantwortlichen in Sarajevo übergeben werden konnte.
Die stellvertretende Bürgermeisterin Anja Margetic Speaker aus Sarajevo bedankte sich für die jahrelange Städtepartnerschaft und informierte über die Situation der Frauen während des Krieges und auch in der heutigen Zeit. So ist es für Frauen nicht immer einfach, wegen der drei Religionen im Land politisch aktiv zu werden. In der Kultur dagegen sind Frauen sehr aktiv, allerdings sind die Männer darüber eifersüchtig und beklagen das. Zudem ist das größte Problem die Korruption.
Des Weiteren wurden an diesem Tag das Buch „Fenster nach Sarajevo und Magdeburg“ - die Lebensgeschichten von Frauen präsentiert.
Das Buch zeigt eine Spurensuche anlässlich des Jubiläums „45 Jahre Städtepartnerschaft Sarajevo und Magdeburg“ von Cornelia Marks in Kooperation mit dem Gleichstellungsamt der Landeshautstadt Magdeburg auf. Das Buch erzählt Lebensgeschichten von Frauen im 20. und 21. Jahrhundert in Zusammenhang mit Krieg, Flucht und Exil. Anlässlich dieses Jubiläums hat die Autorin Frauen in Sarajevo und Magdeburg interviewt und erstaunliche Brücken entdeckt. Die Gespräche ergaben, dass es Verbindungen zwischen einigen Menschen vor dort und hier gibt. Einige, die als bosnische Flüchtlinge nach Sachsen-Anhalt kamen, haben sich hier kennengelernt und angefreundet. Die Freundschaft und Verbundenheit hält bis heute an. Diese Freundschaften existieren seit über fünfzehn Jahren zwischen Schriftstellerinnen aus Bosnien Herzegowina und Sachsen-Anhalt. Sie sind immer noch lebendig und sind im vorliegenden Buch in Texten und Bildern zu finden. Mehrere Gedichte und ein Essay von den bedeutendsten Lyrikerinnen aus Bosnien Herzegowina erzählen von diesen schönen, kreativen Beziehungen. Dazu gibt es Fotos zu sehen, die Sarjevo zeigen und die Erzählungen veranschaulichen.
Dieses Buch stellt ein Stück Zeitgeschichte dar. Es beleuchtet vor allem das 20. Jahrhundert und den Anfang des 21. Es ist ein Buch gegen Krieg – gegen alle Kriege – und besonders den Frauen und Kindern gewidmet, die meist die Hauptleidtragenden in einem kriegerischen Konflikt sind. Leider ist all das gerade in der Ukraine wieder traurige Realität. Wer hätte erwartet, dass ein solch brutaler neuer Krieg mitten in Europa noch einmal möglich wäre. Insofern lässt sich das, wovon mehrere Frauen im Buch erzählen, von ihrem Kriegstrauma, z. B. wenn Adisa Basic aus Sarajevo über ihre Teenager-Zeit im belagerten, von Granaten zerstörten Stadt dichtet, auf die Ukraine und auf alle anderen heutigen Kriegsgebiete übertragen. Denn die Erfahrungen, das Leid der Zivilbevölkerung, insbesondere der Frauen und Kinder, wiederholen sich. Es ist in allen Kriegen das Gleiche: Da gibt es keine Gewinner, sondern nur Verlierer.