Mit Empörung hat die SoVD-Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier auf den Vorschlag von Allianz-Chef Oliver Bäte reagiert. Dieser hatte gefordert, Arbeitnehmer*innen künftig am ersten Krankheitstag den Lohn zu streichen. Begründung: Der hohe Krankenstand verursache entsprechende Kosten im Sozialsystem. Den Vorschlag wies unter anderem Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) zurück. Engelmeier sagte: „Wir empfinden es als echte Unverschämtheit, allen Beschäftigten pauschal Krankmacherei zu unterstellen.“
Konkret lautet der Vorschlag Bätes: Am ersten Tag ihrer Krankmeldung erhalten Beschäftigte keinen Lohn und tragen die Kosten für diesen Tag selbst. Mit einem solchen Karenztag könnten laut Bäte Arbeitgeber*innen und Krankenkassen entlastet und pro Jahr 40 Milliarden Euro eingespart werden.
Vorschlag greift die soziale Sicherheit an
Bäte solle sich in die Lage anderer Menschen versetzen, ehe er solche Vorschläge „herausblase“, fand Michaela Engelmeier klare Worte. „Schwarze Schafe gibt es überall – aber nur sehr wenige Arbeitnehmende melden sich ohne Grund krank.“ Die SoVD-Vorstandsvorsitzende erwartet bei einer Karenztag-Regel mehrere negative Auswirkungen. Beschäftigte kämen dann aus Angst krank zur Arbeit, könnten ihre Arbeitsleistung nur mit halber Kraft erbringen und steckten am Ende noch Kolleg*innen an. „Außerdem greift der Vorschlag die soziale Sicherheit an. Die deutsche Wirtschaft muss für bessere Arbeitsbedingungen sorgen, dann werden auch weniger Menschen krank.“
Für Menschen mit kleinen Gehältern könne ein Tag ohne Lohn schnell zum Problem werden, warnte Engelmeier weiter. Das würde ein Allianz-Vorstand in der Gehaltsabrechnung am Ende des Monats hingegen kaum spüren, stellte sie noch fest.
Die Entgeltfortzahlung (Lohnfortzahlung) ist zum Schutz von Arbeitnehmenden in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben. Sie soll sicherstellen, dass Beschäftigte bei krankheitsbedingter Arbeitsunfähigkeit weiter vergütet werden. Der Karenztag galt hierzulande bis in die 1970er-Jahre.
Statistik zählt Krankheitstage mit Krankschreibung
Laut Statistischem Bundesamt waren Arbeitnehmende in Deutschland 2023 im Durchschnitt 15,1 Arbeitstage krankgemeldet. Die Auswertung für 2024 liegt noch nicht vor.
Die Statistik zählt nur ärztliche Krankschreibungen. Wer ohne Attest zu Hause bleibt, wird nicht mitgerechnet. So ist die tatsächliche Zahl der Abwesenheitstage und Fälle aufgrund von Krankheit noch weitaus höher als die statistisch erfasste Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage.